Literaturgeschichten in der digitalen Lehre

Literaturgeschichten in der digitalen Lehre

Organisatoren
Margreth Egidi / Norbert Otto Eke / Alina Kornbach, Universität Paderborn; Anne-Rose Meyer / Stephanie Wollmann, Bergische Universität Wuppertal; Matthias Buschmeier / Tanja Angela Kunz / Fabian Menke, Universität Bielefeld
Veranstaltungsort
Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf
Ort
Düsseldorf
Land
Deutschland
Fand statt
Hybrid
Vom - Bis
22.11.2023 - 24.11.2023
Von
Alina Kornbach / Angela Krebil, Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Paderborn

Die Tagung bot Raum für die Diskussion über Chancen und Herausforderungen des Einsatzes digitaler Lehr-Lern-Szenarien zur Vermittlung von Literaturgeschichte als festem Bestandteil des germanistischen Studiums. In den Austausch gegangen sind Literaturwissenschaftler:innen, die sich in den vergangenen Jahren sowohl aus praktischer als auch aus programmatischer Perspektive mit digitaler Lehre im Fach auseinandergesetzt haben. Die Diskussion konzentrierte sich auf die Verzahnung von programmatischen und praxisbezogenen Aspekten sowie auf Möglichkeiten hybrider Szenarien, ohne Präsenz- und Digitallehre als Lehrformen sowie reine Best- oder Worst-Practice-Beispiele einander gegenüberzustellen. Den Austausch geformt hat maßgeblich die Frage, welche Chancen digitale Lehr-Lern-Szenarien mit sich bringen und welchen Herausforderungen sich eine Lehre stellen muss, die fachspezifisch mit digitalen Inhalten arbeitet.

MATTHIAS BUSCHMEIER (Bielefeld) eröffnete die Tagung mit einigen Thesen zum Verhältnis von Literaturgeschichte und universitärer (und digitaler) Lehre und erläuterte – auch aus historischer Perspektive – Herausforderungen der Literaturgeschichtsvermittlung. Zudem stellte er das 2022 von den drei Standorten Wuppertal, Bielefeld und Paderborn begonnene Projekt „LiGeDi“ vor, aus dem die Tagung hervorgehen konnte. Er bot Einblicke in die inhaltliche Struktur der Kurse, die insgesamt in vier literaturgeschichtliche Zeiträume eingeordnet sind (1100–1600, 1600–1800, 1800–1900, 1900–2000), stellte das kollaborativ angelegte Setting vor und zeigte anhand von ausgewählten Beispielen digitale Lerneinheiten für Literaturgeschichte, die im Projekt konzipiert wurden.

Mit seinem Vortrag skizzierte NORBERT OTTO EKE (Paderborn) einführend Ansätze der Literaturgeschichtsschreibung, insbesondere im Horizont der dritten Medienrevolution. Zentral thematisierte er Gedanken zur Theorie und Praxis der Vermittlung von Literaturgeschichte, die unabhängig von ihrer methodischen Ausrichtung Literaturgeschichte zur Strukturgeschichte formt. Die Frage nach dem eigentlichen Gegenstand literaturgeschichtlicher Erzählungen fand ebenso Platz wie jene nach der Datengrundlage der Exploration des weiten Feldes der Literaturgeschichte. Einander gegenübergestellt wurden traditionelle Epochenschemata, die Momente des Übergangs vernachlässigen würden, und die relationale Praxis im literarischen Feld im Sinne Bourdieus, wobei er letzteres als geeignete Methode zum Aufbrechen binärer Logiken wie ‚alt‘ und ‚neu‘ reflektierte. Norbert Otto Eke stellte anhand der zweiten und dritten Medienrevolution die Veränderungen der Literaturproduktion und -rezeption heraus und diskutierte die Frontstellung von Close- und Distant-Reading, um letztlich die Produktivität im Vereinen beider Ansätze zu betonen.

Zu Beginn der ersten, mediävistisch ausgerichteten Sektion der Tagung stellten ELKE BRÜGGEN (Bonn) und PETER GLASNER (Bonn) literaturgeschichtliche Perspektiven von digitaler Lehre in der Germanistischen Mediävistik heraus. Sie berücksichtigten in ihren Überlegungen, die auf Erkenntnissen aus dem u.a. von ihnen geleiteten Projekt „Kollaborativ-digitales Arbeiten in den Textwissenschaften“ der Universität Bonn beruhen, das Bedürfnis der Studierenden nach einer Flexibilisierung der Lehre, die Heterogenität ihrer Lernausgangslagen wie unterschiedliche Wissensstände und verbanden dies mit dem inklusiven Grundgedanken der Universität. Anhand von digitalen Lehrformen wie dem kollaborativen Übersetzen in der spätmittelalterlichen Lyrik und dafür konzipierten Lernmaterialien plädierten sie im Sinne einer zeitgemäßen Ausrichtung der universitären Lehre für einen Einsatz von kollaborativen, digitalen, zeit- und ortsunabhängigen Lehr- und Lernszenarien, die Formen der Präsenzlehre zwar nicht ablösen, jedoch maßgeblich bereichern. Durch den ergänzenden Einsatz solcher Digitalisate ließen sich Materialität und Medialität der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Textüberlieferungen den Texten in den Editionen gegenüberstellen, was den Studierenden das Wissen um die kategoriale Differenz in den textuellen Erscheinungsformen näherbrächte.

ANDREA SIEBER (Passau) und JULIA SIWEK (Passau) blickten in ihrem Vortrag am „Parzival“-Beispiel auf die multimodale Vermittlung von mittelalterlichen Handschriften-Digitalisaten, insbesondere vor dem Hintergrund ihrer Materialität und Medialität, und stellten – auch im Kontext des Projekts „SKILL.de“ – die bereits in der Praxis erprobten, im Dialog mit Studierenden entwickelten, rein digitalen Lernelemente mit kollaborativen Texterschließungsverfahren, konzipieren Unterrichtsbausteinen, Tandems, Videos und Podcasts zur Vermittlung von Literaturgeschichte an der Universität Passau vor. Sie verorteten ihren mediävistischen Ansatz für die Arbeit mit den Handschriften-Digitalisaten in einem Spannungsfeld zwischen Alterität und Similarität und reflektierten zwei Richtungen eines konstruktiven Brückenschlages: Zum einen könne die kritische Reflexion von modernen Rezeptionszeugnissen den Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit mittelalterlichen Artefakten, Medien, Literaturen und Sprachstufen bilden. Zum anderen ließe sich dem entgegen auch von Originalen ausgehend mit ihrem ursprünglichen Faszinationspotential der Blick auf mittelalterliche Artefakte, Narrationen und kulturelle Praktiken richten. Die Vortragenden beleuchteten den Paradigmenwechsel zwischen normativer Inputdidaktik hin zu einer fähigkeitsorientierten Output-Didaktik.

CHRISTINE FRANK (Berlin) brachte den Begriff der Konstellation in den Diskurs um die Erschließung einer österreichischen Literaturgeschichte ein und schlug vor, diese aus einer nationalen Einbindung herauszulösen und deren historische Unübersichtlichkeit zu bewältigen. Zentral im Fokus stand die Erarbeitung von „Konstellationen“ innerhalb der österreichischen Literatur als Alternative zu einer erzählten Literaturgeschichte und der Verknüpfung von Literatur und (Literatur-)Geschichte. Eine Konstellation entstünde, wenn verschiedene Elemente wie Autor:innen, Texte oder unterschiedliche Kunstgattungen in Beziehungen zueinander treten, Netzwerke aufbauen und Systeme konstruiert werden. Als Beispiel für eine Konstellation ließe sich die Epoche der Wiener Moderne anführen, da sie eine Symbiose aus Kunst, Literatur und Wissenschaft darstellt. Anhand des Beispiels der österreichischen Literatur diskutierte Christine Frank den angeleiteten Einsatz von digitalen Tools und den methodischen Zugang über Konstellationserschließung und reflektierte kritisch die zum Einsatz gekommenen, von KI generierten Ergebnisse.

ANDREA SCHÜTTE (Berlin) befasste sich in ihrem Vortrag mit der Praxis einer digitalen Vermittlung von Literaturgeschichte. Eine Beobachtung aus ihrer Lehrpraxis ergab, dass die digitale Vermittlung von Literaturgeschichte Orientierung schafft, da sie die Fülle von Literaturen in eine Ordnung bringen kann. Ihre Lehre zielt auf die zeitliche Organisation der literarischen Texte ab, die sie etwa in einem Zeitstrahl in Kausalketten als logische Abfolgen organisiert. Sie beschrieb, dass computergestützte Verfahren bei der Erarbeitung solcher Kausalketten Muster entdecken können, welche von der analogen Literaturwissenschaft nicht unbemerkt blieben. Sie schlug vor, sich bei Bachelor-Studierenden noch an die gängige Epochenstruktur zu halten. Der Vorteil der digitalen Vermittlung von Literaturgeschichte läge zudem in der Unabhängigkeit von Raum und Zeit und der Formalisierung von Lerninhalten, die von den Studierenden selbstständig erarbeitet werden können. Die Aufgabe der Lehrperson dabei sei es, die Lerninhalte entweder zu komplexieren oder zu dekomplexieren, wenn beispielsweise neue Sinneinheiten zu erlernen sind, und gemeinsam mit der Lerngruppe in die Planung von Lerninhalten zu gehen.

UWE SPÖRL (Bremen) stellte in seinem Vortrag die Möglichkeiten den Grenzen digitaler Literaturvermittlung gegenüber und skizzierte als Ausgangspunkt die grundlegende Problematik, dass die Kontextualisierung von Einzeltexten nicht selten eine Herausforderung für Studierende darstellt, da eine historische Orientierung durch geringes Vorwissen oft nicht geleistet werden könne. Zentral stellte er Anforderungen an und Voraussetzungen für digital vermittelte Literaturgeschichte heraus: Technisch müsse digitale Lehre offen, nachhaltig und hypertextuell sein; didaktisch und theoretisch solle sie dem Orientierungsbedürfnis der Studierenden entsprechen und somit kontextuell-historisch einbettend arbeiten sowie narratologisch den Konstruktions- und Reflexionscharakter von Literatur deutlich machen. Er schlug vor, Literaturgeschichte aus Texten, Kontexten und Hypertexten zu konstruieren. Je nach Selektion und Kombination des bereitgestellten Textmaterials könnten Studierende digital eine literaturgeschichtliche Konstruktion von Vergangenheit erarbeiten.

MALTE KLEINWORT (Bochum) stellte in seinem Vortrag neben grundlegenden begrifflichen Überlegungen fünf Erfolgsfaktoren digitaler, kollaborativer, asynchroner Arbeit heraus: die Stärkung des sozialen Miteinanders, die Wirkmächtigkeit eines gemeinsamen Projektes, die Sinnhaftigkeit kluger Aktivitätssteuerung, Vorteile der kreativen Nutzung von Tools und ‚die Möglichkeit zum Fliegen‘, die ein gemeinsames, gleichzeitiges Arbeiten meint. In diesen Kontexten stellte er konkrete digitale Tools und Methoden zum kollaborativen Arbeiten in asynchronen Lernphasen vor, wie Glossare, Wikis, Etherpads, Quizformate, die Arbeit mit Datenbanken und Foren und das Blended Learning. Zentral fokussierte er den Menschen als soziales Wesen, was für die Konzeption von Lehrformaten unbedingt genutzt werden müsse. Gerade eine Kombination von synchronen und asynchronen Lehr- und Lernphasen in einem Blended Learning fördere in seiner Lehre das soziale Miteinander der Studierenden, da sie über das kollaborative Arbeiten in Interaktion träten. Die gemeinsame Arbeit an einem Produkt rege zu einer motivierten Mitarbeit und der kreativen Nutzung der digitalen Tools an und böte darüber hinaus Möglichkeiten produktiver Vernetzung der Studierenden.

Mit ihrem Beitrag diskutierten ANNE SCHWARZ und RALF ERLEBACH (Wuppertal) Möglichkeiten der Feststellung von (Schul-)Vorwissen für den Literaturunterricht im Studium, deren diagnostische Erfassung und digitale Aufarbeitung von diagnostizierten Wissenslücken. Eingebettet waren ihre Überlegungen in die Arbeit am „ALISE-Projekt“ („Adaptives Lernen in der Studieneingangsphase“) an der Universität Wuppertal und folgten der grundlegenden Annahme, dass Studierende fehlendes Vorwissen, welches im Studium jedoch vorausgesetzt wird, mit digitalen Lernmaterialien und Unterstützungsangeboten nacharbeiten könnten. Diese Angebote würden einer möglichen starken Überforderung in der Studieneingangsphase entgegenwirken. Das fehlende (Vor-)Wissen werde mithilfe systematischer Tests in einem adaptiven Verfahren festgestellt und somit würden Defizite ermittelt. Anschließend könnten Studierende auf Basis ihrer Wissenslücken mithilfe digitaler Tools an ihren Defiziten gezielt arbeiten, wie beispielsweise für den Bereich der Literaturgeschichte gattungsspezifisches Wissen wiederholen und rhetorische Stilmittel einüben.

Eine sich an die Diskussionen rund um die Beiträge anschließende Podiumsdiskussion lotete die Chancen und Herausforderungen von digitaler Lehre in der germanistischen Literaturwissenschaft aus. Über digitale Formate wie beispielsweise den Interview-Podcast „Kannst du mir folgen?“ ergeben sich für JOHANNA VON DER FECHT (Göttingen) und JANA ECKARDT (Göttingen) Möglichkeiten der Transparentmachung literaturwissenschaftlichen Arbeitens. Der Austausch mit Literaturwissenschaftler:innen in den Interviews fördere etwa den Kontakt zwischen Studierenden und Lehrpersonen und ermögliche so konkrete Einblicke in die literaturwissenschaftliche Praxis. JOHANNES LEHMANN (Bonn) dagegen kritisierte eine inhaltliche Vereinfachung von Lehrinhalten in digitalen Formaten und sprach auch wirtschaftliche Interessen an einer zunehmenden Digitalisierung an, die der Vermarktung und dem Vertrieb von Soft- und Hardwareprodukten zugrunde liegen. Gegen eine inhaltliche Simplifizierung von digitaler Lehre sprach sich MATTHIAS BUSCHMEIER (Bielefeld) aus. Er schätzte das Potential einer digitalisierten Literaturgeschichtsvermittlung eher so ein, dass mit ihr die Komplexität des Gelernten erhalten bliebe, wenn nicht sogar gesteigert werden könne, während der Zugang und die Erarbeitung durch digitale Tools jedoch erleichtert würden. Um ein solches methodisches Potential nutzen zu können, müsse man, so CAROLIN FÜHRER (Tübingen), stark interdisziplinär mit den technischen Fächern zusammenarbeiten und analoge Methoden und Kompetenzen der Literaturwissenschaft neu denken. Beispielsweise könne die Textkompetenz als Kernkompetenz eines germanistischen Studiums in unserer Gegenwart, in der Künstliche Intelligenz zunehmend präsent und zugänglich werde, mithilfe dieser Tools erworben und ausgebaut werden, wobei die Methodik bei der Generierung von KI-gestützten Texten stets Teil der Vermittlung sein sollte.

Mit seinem Beitrag stellte CLAUDIUS SITTIG (Freiburg) grundlegende Überlegungen zur Entwicklung und zum Einsatz digitaler Lehre an, bevor er an einem Beispiel aus einem seiner Projekte zur Geschichte von Inkle und Yariko aus dem 18. Jahrhundert diskutierte, was digitale Lehrelemente für die Qualität der Lehre leisten können. Es sei für ihn keine Frage, ob die germanistische Lehre digitale Elemente enthalten sollte, sondern zu welchem Zeitpunkt, in welchem Umfang und in welcher Qualität sie ergänzend zur Präsenzlehre etabliert werden könnten. Präsenzlehre könne durch digitale Tools nicht nur immens verbessert, sondern auch effektiver gemacht werden. Sittig stellte in seinen Überlegungen Thesen für den Einsatz digitaler Lehre heraus: Digitale Lehre sei eine hauptamtliche Aufgabe in allen Statusgruppen und kein ‚Nebenprodukt‘; sie müsse technisch wie inhaltlich-didaktisch professionell mit Expert:innenunterstützung gestaltet sein; digitale Lehre müsse mit den Nutzungskonventionen und den technischen Potentialen des Mediums kalkulieren und sie produktiv machen; Materialien der digitalen Lehre müssten fest in die Präsenzlehre implementiert werden und digitale Lehre müsse gemeinsam von der Fach-Community gestaltet werden.

CHRISTIAN SIEG (Münster) beleuchtete mit seinem Beitrag das Potential von Learning Analytics, das als Verfahren für die Erkenntnisgewinnung über das digitale Lernverhalten von Studierenden eingesetzt werden könne, und somit Rückschlüsse auf Herausforderungen des Lernens sowohl von Präsenz- als auch digitaler Lehre ermögliche. Beispielhaft führte er in diesem Zusammenhang analoge Textarbeit als gängige Lehrpraxis in der sprachlichen Grundbildung des Grundschullehramts an, die zwangsläufig Studierende mit ihren heterogenen Lernausgangslagen in der Vorbereitung mit dem Text allein ließe. Wissen über das Lernverhalten der Studierenden ermögliche eine Verbesserung von E-Learning-Modulen; die Lernmaterialien könnten so besser an die Bedürfnisse der Studierenden angepasst werden. Er stellte in diesem Zusammenhang die Etablierung einer digitalen Selbstlernphase als festem Bestandteil der Studienordnung an der Universität Münster vor, die anhand von eigens konzipierten Lernpaketen die eigenständige Aneignung von Wissen beinhaltet und die analoge wie digitale Lern-Szenarien im Sinne des Blended-Learning vereint. Gewinnbringend ordnete er zudem aus praxeologischer Perspektive die Bedeutung institutioneller Kooperation ein, die im Zuge der Konzeption von E-Learning-Einheiten entstehe.

Mit ihrem Beitrag gab ALEXANDRA PONTZEN (Duisburg-Essen) einen Einblick in (digitale) Lehrprojekte im Bereich der Literaturgeschichte und der Literaturkritik im Sinne eines Werkstattberichtes. Zentral diskutierte sie ausgewählte Aspekte zu Problematiken, die das Literaturgeschichtslehren erschweren würden – wenig ausgeprägtes historisches Denken, mangelndes Zeitgefühl und fehlender persönlicher Bezug zur Literaturgeschichte – und formulierte Lösungsansätze wie das Visualisieren von (persönlichen) Ankerpunkten. Die Beobachtung, dass Schreibfreude die Lesemotivation fördern könne, dass aber die Kompetenzen zur Einordnung von kanonischen Lektüretexten nicht automatisch auf Literatur, die Studierende in der Freizeit mit Lesefreude rezipieren, übertragen würden und dem Abhilfe geschaffen werden müsse, bildeten den Ausgangspunkt ihrer Überlegungen. Projekte hierzu waren und sind „Literaturkritik im Salon“, „Das Feierabendbuch“ sowie das digitale Rezensionsforum „literaturkritik.de“, in dem auch studentische Texte publiziert werden können, die sowohl durch kooperatives Arbeiten im Seminar als auch durch redaktionelle Einzelbetreuung den Qualitätsstandards angepasst werden. Diese Arbeit findet in einem digitalen Redaktionsraum – Moodle – statt und ist mit kollaborativem Arbeiten an den Texten verbunden.

Platz finden konnte auf der Tagung eine lebhaft geführte Diskussion über die Chancen und Herausforderungen des Einsatzes digitaler Lehr-Lern-Szenarien zur Vermittlung von Literaturgeschichte, über Qualitäts- und Gelingenskriterien für die Einbettung digitaler Lernelemente in die Präsenzlehre und über zukünftige Formen eines gemeinsamen Arbeitens an Ideen für die digitale Vermittlung von Literaturgeschichte.

Konferenzübersicht:

Begrüßung und Projektvorstellung

Matthias Buschmeier (Bielefeld): LiGeDi: Literaturgeschichten erarbeiten – Gemeinsam im Digitalen

Eröffnungsvortrag

Norbert Otto Eke (Paderborn): Verdatungen. Literaturgeschichtsschreibung im Horizont der dritten Medienrevolution

Elke Brüggen (Bonn) / Peter Glasner (Bonn): Literaturgeschichtliche Perspektiven digitaler Lehre in der Germanistischen Mediävistik

Andrea Sieber (Passau) / Julia Siwek (Passau): Mittelalter, multimodal – Literaturgeschichte(n) anhand von Handschriften-Digitalisaten vermitteln

Christine Frank (Berlin): Konstellationen österreichischer Literatur – ein literaturgeschichtlicher Ansatz auch für die digitale Lehre?

Andrea Schütte (Berlin): ‚Digital ist wie analog, nur anders‘?! Didaktische Perspektiven auf Motivation und fachwissenschaftliche Perspektiven auf Komplexität in der digitalen Lehre von Literaturwissenschaft

Uwe Spörl (Bremen): Texte, Kontexte und Texte. Zu den Möglichkeiten und Grenzen digitaler Literaturgeschichtsvermittlung

Malte Kleinwort (Bochum): Kollaboratives Arbeiten in asynchronen Lernphasen

Ralf Erlebach (Wuppertal) / Anne Schwarz (Wuppertal): Was steckt da (noch) im literarischen Schulranzen? Bausteine des Schulvorwissens aus dem Literaturunterricht fürs Studium, deren diagnostische Erfassung und digitale Aufarbeitung

Podiumsdiskussion

Johannes Lehmann (Bonn) / Carolin Führer (Tübingen) / Matthias Buschmeier (Bielefeld) / Johanna von der Fecht (Göttingen) / Jana Eckardt (Göttingen): Digitale Lehre in der germanistischen Literaturwissenschaft. Schwierigkeiten und Chancen

Claudius Sittig (Freiburg): Potenziale einer digitalen Lehr- und Forschungsumgebung (am Beispiel eines Projekts zu Inkle & Yariko im 18. Jahrhundert)

Christian Sieg (Münster): Blackbox E-Learning? Für eine Optimierung von
digitalen Selbstlernprozessen mithilfe von Learning Analytics

Alexandra Pontzen (Duisburg-Essen): LSL – Lesen, Schreiben, Lektorieren. Ein Werkstattbericht zu digitalen Lehrprojekten im Bereich Literaturkritik

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